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Glücksforschung

„Macht mehr Geld zu verdienen oder zu haben glücklicher?“, und „Kann man Glück kaufen?“
   Die Behauptung eines deutschen Fachhochschul-Professors, Glücksökonomen und eines deutschen Schlagers aus den 60-er Jahren: „Glück kann man nicht kaufen.“ ist zwar weit verbreitet, aber Studie für Studie wiederholt bewiesen größtenteils falsch: Selbstverständlich kann man sich einen Teil seines Glücks kaufen. Schließlich machen wir das auch ständig, um uns zumindest momentan oder eine Zeit lang wohler zu fühlen und glücklicher zu sein.
   Das weltweit größte Umfrage-Unternehmen Gallup befragte 2005 und 2006 zum ersten Mal mehr als 136.000 Menschen in 140 Ländern rund um den Globus:
  1. Wie zufrieden sie mit ihrem Leben im Ganzen sind.
  2. Wie zufrieden sie mit vier Lebensbereichen, darunter auch mit ihrem Lebensstandard sind,
  3. über das Ausmaß ihrer gestern erlebten angenehmen Gefühle oder Stimmungen und
  4. über das Ausmaß ihrer gestern erlebten unangenehmen Gefühle oder Stimmungen.
Ihre  Ergebnisse sind repräsentativ für 98 Prozent der Weltbevölkerung. ... mehr.

Glück = Lebenszufriedenheit (aufgrund materiellen Wohlstands, linker Weg) + psycho-soziales Gedeihen (rechter Weg)   Diese bislang größten weltweit durchgeführten Umfragen über das Glück brachten ans Licht, dass die Zufriedenheit mit ihrem Leben 38-prozentig mit steigenden Einkommen Hand in Hand gingen, das Ausmaß ihrer gestern erlebten angenehmen Gefühle zwar auch, aber nur 13-prozentig.
   „Mehr Geld zu verdienen macht Sie klar zufriedener mit Ihrem Leben. Es geht aber nur weitläufig mit dem Hand in Hand einher, wie sehr Sie sich Ihres Lebens erfreuen und es genießen.“ (Diener, 2009d, 2010a, 2010b).

Erklärung der Grafik: Glück = Zufriedenheit mit dem Leben (aufgrund des materiellen Wohlstands) + psycho-soziales Gedeihen (Das ist mentales [oder umgangssprachlich „psychisches“] und zwischenmenschliches Gedeihen.)


       Materieller      Psycho-soziales
       Wohlstand      Gedeihen



 

Das Sprichwort: „Mehr Geld zu haben macht zufriedener, aber nicht glücklicher.“ ist nur zum Teil richtig. Es kommt ganz darauf an, wie viel man verdient oder hat, was man unter „Glück“ versteht, und wofür man sein Geld ausgibt.
    Wie viel Geld wir verdienen beeinflusst die zwei Hauptmodule unseres Glücks und Wohlbefindens (Das sind die Zufriedenheit mit unserem Leben UND das Ausmaß unserer erlebten angenehmen — unangenehmen Gefühle.) unterschiedlich: Mehr Geld zu verdienen macht uns bis zu einem bestimmten Sättigungspunkt zufriedener und glücklicher, ab dann aber nur noch zufriedener.
   Der Glücksforscher und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 2002 Daniel Kahneman und sein Kollege von der Princeton University analysierten die Antworten von mehr als 450.000 Amerikanern, die Gallup im Gallup-Healthways-Well-Being-Index 2008 und 2009 gesammelt hatte, um die Frage zu beantworten: „Bis zu welchem Punkt macht mehr Geld zu verdienen oder zu haben glücklicher?“ (Kahneman, 2010). ... mehr.
   Bis zu einem jährlich verfügbaren Haushaltseinkommen von 75.000 Dollar werden wir sowohl zufriedener mit unserem Leben und unser täglich erlebtes emotionales Wohlbefinden nimmt ebenfalls zu. Ab 75.000 Dollar verfügbaren Haushaltseinkommen werden wir zwar weiterhin immer noch zufriedener, aber unser täglich erlebtes emotionales Wohlbefinden nimmt nicht mehr zu, sondern flacht scharf ab und verläuft auf diesem hohen emotionalen Wohlbefindensniveau nur noch flach weiter, wie die Kurvenverläufe der drei Kurven: „Positive affect“ (Angenehme Gefühle), „Not blue“ (Nicht traurig) und „Stress free“ (Stress frei) in der folgenden Grafik zeigen:


Copyright© 2010 by Daniel Kahneman et. al.

   Ab einem Sättigungspunkt von 75.000 Dollar verfügbaren Haushaltseinkommen beurteilen wir unser Leben zwar weiterhin besser (Siehe die Grafik hier oben und den Verlauf der „Ladder“, 11-Punkte-Leiter der Zufriedenheit mit dem Leben, von 0 bis 10 Punkten, und der Frage:
“Here is a ladder representing the ladder of life.’ Let's suppose the top of the ladder represents the best possible life for you; and the bottom, the worst possible life for you. On which step of the ladder do you feel you personally stand at the present time?”),
als diejenigen die weniger verdienen, empfinden aber weder der Rede wert täglich mehr angenehme Gefühle, noch weniger Stress oder Traurigkeit:
(Anteil der Antworten auf die Frage: „Did you experience the following feelings during A LOT OF THE DAY yesterday? How about?
   - Enjoyment,
   - Physical Pain,
   - Worry,
   - Sadness,
   - Stress,
   - Anger,
   - Happiness.“
    Siehe in der Grafik hier oben und die linke Skala.)
  „Ihr täglich erlebtes emotionales Wohlbefinden und die Beurteilung ihres Lebens hängen verschieden mit ihren Lebensumständen zusammen (Korrelate, rs). Insbesondere fanden wir erstaunliche Unterschiede  wie die zwei Hauptmodule des Glücks und Wohlbefindens (Zufriedenheit mit ihrem Leben und das Ausmaß ihrer gestern erlebten angenehmen Gefühle) mit der Höhe ihres Einkommens Hand in Hand gehen. „Mehr als jährlich 75.000 Dollar verfügbares Haushaltseinkommen zu haben, ist weder der Weg zu mehr erlebten emotionalen Wohlbefinden, noch der Weg zu weniger Stress oder Traurigkeit, obwohl es weiterhin stetig ansteigend die Art und Weise verbessert, wie die Leute ihr Leben beurteilen.“
   Nebenbei bemerkt bestätigt das Ergebnis ihrer Arbeit auch den engen Zusammenhang zwischen geringem Einkommen und Unglücklichsein. „Ein geringes Einkommen zu haben erhöht die empfundenen Schmerzen, die mit Scheidung, Krankheit oder Alleinsein einhergehen. Daraus folgern wir, dass Geldmangel sowohl mehr Leid, als auch eine schlechtere Beurteilung des eigenen Lebens mit sich bringt.“
   Das Ergebnis dieser Studie besagt nicht, dass mehr Geld zu haben die Lebensqualität nicht verbessert, sondern zeigt, dass jenseits von jährlich mehr als 75.000 Doller verfügbarem Haushaltseinkommen das täglich empfundene emotionale Wohlbefinden durch andere Größen wie das erblich veranlagte Temperament, seine chronischen Stimmungen und nur sehr schwer oder überhaupt nicht zu ändernde Lebensumstände wie eine chronische Krankheit zu haben, die Folgen einer Scheidung, schmerzhafte Verluste oder Alleinsein beeinträchtigt wird.
   Zum Einstecken und Mit-nach-Hause-Nehmen: Jährlich mehr als 75.000 Dollar zu verdienen ermöglicht Ihnen zwar nicht täglich mehr angenehme Gefühle oder Stimmungen, noch weniger Stress oder Traurigkeit zu haben, es ermöglicht Ihnen aber ein Leben zu führen, das Sie als besser beurteilen, als die, die weniger als 75.000 Dollar verdienen. Je mehr Geld Sie verdienen oder haben, desto zufriedener sind Sie mit Ihrem Leben, aber Ihr täglich empfundenes emotionales Wohlbefinden nimmt nur bis zu einem jährlich verfügbaren Haushaltseinkommen von 75.000 Dollar zu.